Mit Strompreisen erlebt die tschechische Industrie eine präzedenzlose Lage. Infolge des erheblichen Strompreisanstiegs verabschiedeten EU-Regierungen eine Maßnahme, die den maximalen Strompreis für Unternehmen festlegt. Im Laufe der Debatten über diese Maßnahme entstanden Befürchtungen über die künftige Wettbewerbsfähigkeit der tschechischen Industrie im Rahmen der internationalen Lieferkette.
Aus diesem Grund führten wir einen Vergleich der künftigen Strompreise – die sog. Futures - und der von den einzelnen nationalen Regierungen verabschiedeten Preisdeckel im Rahmen von Mittel- und Osteuropa durch. Die Länder aus der nachstehenden Graphik werden oft im Rahmen der Ausschreibungen für internationale Lieferketten verglichen.
Auf Grund der Januarangaben belegte Tschechien einen Mittelplatz unter den anderen mitverglichenen Ländern. Die sog. Futures-Preise für 2023 zeichneten nach den Januarangaben eine erhebliche Senkung Ende 2022/Anfang 2023 in allen verglichen Ländern – beim Vergleich der Futures vom November mit 2023 vs. Futures vom Januar 2023 mit März 2023. Diese Senkung verursachte sogar eine neue Lage – die Werte der verabschiedeten Strompreisdeckel liegen oberhalb der aktuellen Futures. Die Preisdeckel, die überwiegend von der Dezemberpreislage ausgingen, scheinen im Moment in den meisten verglichenen Ländern mit Ausnahme von Deutschland sinnlos zu sein. In Ungarn bezieht sich der Preisdeckel nicht auf große sowie kleinere und mittlere Unternehmen, er betrifft nur ganz kleine Firmen mit bis zu 10 Mitarbeitern und Nettojahresumsatzerlösen bis 2 Mio. EUR. In der aktuellen Markteinstellung sind die Strompreise in der Region Mittel- und Osteuropa in Deutschland und Polen am meisten wettbewerbsfähig. Ein weiteres Land, das in Betracht für die Erteilung neuer Aufträge aus der Perspektive der internationalen Abnehmerketten kommen kann ist Spanien. Spanien führte eine Preisdeckelung für Gas, das für Stromerzeugung benutzt wird (in Höhe von 50 EUR/MWh; ca. 25 % Strom kommt aus Erdgas) ein, wodurch Erzeugungskosten reguliert werden und der Großhandelsstrompreis reduziert wird. Während Spanien in der Vergangenheit innerhalb der EU zu den Ländern mit höheren Strompreisen gehörte, hat es im gegenwärtigen Ländervergleich die niedrigsten Preise.
Aus globaler Sicht kommt es in den ausgewählten Ländern trotz der Regierungsmaßnahmen zu einer negativen Auswirkung auf die Industriewettbewerbsfähigkeit gegenüber den USA, wo die Monats-Futures für März 2023 42 EUR pro MWh betragen.
Der Preisvergleich geht jedoch von der aktuellen Marktlage aus, und so kann die Strompreisdeckelung im Rahmen der äußerst turbulenten Wirtschaftslage immer noch eine Sicherung gegen das Preisanstiegsrisiko sein.
Unternehmen müssen den Preisdeckel in Tschechien für 2023 bei ihrem Strom-/Gasversorger beantragen und die entsprechende Erklärung abgeben. Um Gebrauch von dem Preisdeckel bereits seit dem 01.01.2023 machen zu können, war es nötig die Erklärung bis zum 15.01.2023 abzugeben. Kunden, die Wärmeenergie erzeugen, und Kunden, die Erdgas für Stromerzeugung benutzen, müssen neben der entsprechenden Erklärung des Kunden jeden Monat Mitteilung der Wärmeenergieerzeugers, bzw. Mitteilung des Kunden, der Erdgas für Stromerzeugung benutzt, vorlegen. Die Preisdeckelung für 2023 kann mit Fördergelder kombiniert werden, maximal jedoch bis zu 4 Mio. EUR (ca. 100 Mio. CZK).
*(HU -Ungarn, SR – Slowakei, RO – Rumänien, ČR – Tschechien, DE – Deutschland, BG -Bulgarien, PL- Polen, SP – Spanien)